Mutter der Hoffnung

Mutter der Hoffnung

Gedenktag: 17. Januar

Pontmain ist ein kleiner Flecken, am Saume der Bretagne gelegen, und gehört zur Diözese Laval. Er ist nicht zu sehr von Le Mans entfernt, wo die Franzosen eine große Niederlage erlitten hatten. Die Pfarrei zählte über 500 Seelen und wurde durch einen eifrigen Pfarrer so sorgfältig geleitet, daß sie frömmer und sittlicher war, als manche andere. Keine Sonntagsarbeit, kein Fluchen, gottesfürchtige Kinder. Drei Schulschwestern erteilten den Knaben und den Mädchen den Schulunterricht.

In der Mitte des Dorfes, ehe man zur Kirche kommt, steht ein Haus, bewohnt durch die Familie Barbedette. An das Haus stößt eine große Scheune, mit Stroh bedeckt und mit einem grünen Tor. Wenn man zu diesem Tor hinausschaut, so bemerkt man links die Kirche, gerade aus, über der Straße, das Haus des Schreibers Guidecoq und des Holzschuhmachers Bottin; rechts steht das Haus des Schuhmachers Rousseau. In dessen Nähe befindet sich das Schulhaus der Schwestern.

Die Barbedette hatten einen Sohn bei der Armee, und zwei Knaben zuhause. Der ältere, Eugène, war zwölf Jahre alt, ein ernster und sanfter Knabe; der jüngere, Joseph, zehn Jahre alt, war gescheit und lebhaft, beide waren wie ihre Eltern sehr fromm.

Am 17. Jänner 1871 kam ihr Vater wie gewöhnlich morgens 6 Uhr in die Scheune, wo sie schliefen, um sie zu wecken. Nachdem sie ihr Herz Gott aufgeopfert hatten, klopften sie Meerschilf, welches man dortzulande den Pferden als Futter gab. Darnach gingen sie ins Haus, beteten laut den Rosenkranz für ihren Bruder, den Soldaten, und gingen in die Kirche, um Messe zu dienen. Bis der Herr Pfarrer kam, beteten sie das große Morgengebet und den Kreuzweg. Das taten sie fast täglich seit dem Krieg. Nach der hl. Messe schlossen sie sich den öffentlichen Gebeten an, die man für die französischen Soldaten hielt, und gingen dann in die Schule.

Um 6 Uhr abends, nach der Schule, gingen beide Kinder mit dem Vater in die Scheune, wo sie wieder, beim blassen flackernden Licht, ihre langen Hämmer nahmen und Schilf für die Pferde klopften. Nach einer Viertelstunde kam eine Frau zu ihnen herein, Jeannette, die wie die Kinder sagen, die Toten kleidet. Sie wollte ein wenig mit Vater Barbedette sprechen. Da hielten die Knaben mit dem Hämmern inne, und Eugène ging an die geöffnete Türe: "Ich wollte sehen, wie das Wetter wäre", sagte er später.

Die Erde war mit Schnee bedeckt, der Himmel klar, und es war kalt. Eugène sah viele Sterne, besonders über der Straße. Auf einmal bemerkte er etwa zwanzig Fuß über dem Dach des Hauses Guidecoq eine sehr schöne, große Dame. Ihr blaues Kleid, mit Sternen besät, hatte keinen Gürtel und fiel herab wie die Blouse eines Kindes. Die Ärmel waren weit und hingen herunter. Sie trug dunkelblaue Schuhe mit einer goldenen Rosette. Ein schwarzer Schleier, welcher Haar und Ohren verhüllte, bedeckte zum Teil ihre Stirne und fiel über die Schulter bis auf den Nacken. Das Antlitz war frei. Auf dem Hautpe saß ihr eine goldene Krone, mit einem schmalen roten Streifen in der Mitte. Das Gesicht der Frau war klein, sehr hell und unvergleichlich schön. Sie streckte die Hände nach unten, wie auf dem Bilde der Unbefleckten Empfängnis. Sie betrachtete den Knaben und lächelte.

Eugène glaubte, die Erscheinung sei eine Ankündigung des Todes seines Bruders. Dennoch fürchtete er sich nicht, weil die Dame lächelte. Wohl eine Viertelstunde hatte er geschaut, als Jeannette die Scheune verließ. Als sie über die Türschwelle schritt, sagte ihr Eugène: "Jeannette, sehet doch über das Haus von Guidecoq, bemerkt Ihr nichts?" Sie sah nichts. Vater und Bruder hörten die Frage, eilten herbei. Der Vater sah nichts. Eugène sagte zu seinem Bruder: "Joseph, siehst du wohl?" -- "Ja, sagte das Kind, ich sehe eine schöne Dame". -- "Wie ist sie gekleidet?" -- "Ich sehe eine große Dame mit einem blauen Kleide. Es sind goldene Sterne auf dem Kleide; sie hat blaue Schuhe... Ich sehe eine goldene Krone und einen schwarzen Schleier".

Der Vater sah nichts; er sagte: "Meine lieben Kinderchen, ihr sehet nichts! Wenn ihr etwas sähet, so würden wir es auch sehen. Kommet schnell an das Schilfklopfen, das Nachtessen ist schon bereit". Ans Gehorchen gewöhnt, gingen die Kinder gleich in die Scheune, ohne ein Wort zu verlieren. Der Vater blieb noch an der Türe und sagte: "Saget nichts hievon, Jeannette, die Leute würden es nicht glauben, und es könnte noch Ärgernis geben". Sie ging und Vater Barbedette kehrte zu seinen Kindern zurück. Kaum hatten sie zehn Hammerschläge getan, als der Vater zu Eugène sagte: "Sieh' doch nach, ob du noch etwas bemerkst!" Das Kind ging und rief vor der Türe aus: "Ja, es ist immer noch dasselbe!" -- "Geh', rufe deine Mutter, sagte der Vater, ob sie vielleicht etwas sieht; sage aber zu Louise, der Magd, mit deiner Mutter zu kommen".

Die Mutter kam, Joseph hatte die Unterbrechung der Arbeit benützt, um vor die Scheune zu treten. Er klatschte in die Hände und rief: "Wie schön ist es! Wie schön ist es!" Die Mutter klopfte ihm auf den Arm: "Willst du wohl still sein? Da kommen schon die Leute und schauen, was es gibt. Ich sehe gar nichts". Dann auf einmal, wie betroffen über den Ausdruck der Wahrhaftigkeit ihrer Kinder, die sie einer Lüge unfähig wußte, sagte sie: "Es ist vielleicht die Mutter Gottes, die euch erscheint. Da ihr sagt, ihr sähet sie, wollen wir fünf Vater-unser und fünf Ave-Maria ihr zu Ehren beten."

Die Nachbarn waren herbeigelaufen: "Was gibt's?", fragten sie. Mutter Barbedette entgegnete: "Die Kinder sind närrisch, sie behaupten, etwas zu sehen und sehen nichts". Sie schlossen die Türe und beteten fünf Vater-unser und fünf Ave-Maria; dann schauten die Kinder wieder und sagten: "Es ist noch ganz dasselbe". Die Mutter ließ ihre Brille holen, um zu sehen, sah aber immer noch nichts. "Wenn ihr mich frei ließet, bliebe ich immer hier", sprach Eugène, dem die Mutter Gottes immer noch sich zeigte mit sanftem Lächeln. Nun gebot der Vater allen, zum Nachtessen zu gehen. Zum erstenmal war es den Kindern schwer zu gehorchen. Sie gingen langsam und rückwärts, um die schöne Frau noch immer zu betrachten, und sagten zu ihren Eltern: "Ach, wie schön! Ach, wie schön!" Nach dem Essen traten sie wieder hinaus; sie sahen immer noch dasselbe und sagten: "Die Dame ist so groß wie Schwester Vitaline...".

Kommt, wir wollen Schwester Vitaline rufen, sagte die Mutter; die Schwestern sind doch besser als ihr; wenn ihr etwas sehet, so werden sie es auch sehen". Die Schwester war gerade im Schulsaal und betete ihre Tagzeiten. Sie kam: "Ich mag schauen, wie ich will, sasgte die Schwester, ich sehe nichts". Zwei junge Mädchen kamen später hinzu, die riefen gleich aus: "Ah, die schöne Dame! Sie hat ein blaues Kleid... mit goldenen Sternen!"

Schwester Vitaline betete nun mit den Kindern den Rosenkranz der japanesischen Märtyrer. Andere Kinder kamen herbei, auch der Pfarrer des Dorfes kam. Ein kleines Kind von zwei Jahren, getragen von seiner Mutter, stammelte, die Erscheinung anblickend: "Le Jésus, le Jésus". Der greise Pfarrer sah vergeblich nach dem Himmel; er gewahrte nichts. Er ging zur Türe der Scheune, da schrieen alle Kinder zugleich: "O es geschieht etwas!" -- "Was sehet ihr denn? fragte der Pfarrer. Und sie sagten: "Wir sehen einen großen ovalen Kreis um die Dame, und einen großen Heiligenschein". In dem Kreis waren vier Kerzen, zwei in gleicher Höhe mit den Knieen der Dame, zwei mit den Schultern. Die Kinder sahen auf ihrer Brust ein rotes fingergroßes Kreuz.

Die Zahl der Neugierigen nahm immer mehr zu. Bei 50 Personen umringten die Kinder und bestürmten sie mit Fragen. Die einen, gerührt durch den Ausdruck der Kinder, glaubten ihren Worten, die andern waren ungläubig. Der Bruder des Büroschreibers sagte: "Hätte ich eine Brille oder ein seidenes Tuch, so würde ich ebensogut sehen wie ihr". Man brachte ihm ein seidenes Tuch; er schaute durch dasselbe, sah aber nichts und alle lachten. Da rief Eugène Barbedette: "Da wird sie wieder ganz traurig!" Die andern Kinder bestätigten seine Aussage und versicherten, die Dame sehe traurig aus, weil die Leute sich nicht mit ihr beschäftigten, lachten und ihre Gegenwart bezweifelten.

Der Herr Pfarrer gebot Stillschweigen: "Wenn die Kinder allein nur etwas sehen, sagte er, so geschieht es, weil sie würdiger sind als wir. Wir wollen beten". Alle knieten, die einen in der Scheune, die andern am Eingang derselben. Nur die kleine Tür blieb offen, und sie beteten den Rosenkranz. Während dieser Zeit schien das Bild zu steigen und ward sehr groß. Der blaue Kreis dehnte sich aus, Sterne schienen sich zu den Füßen der Dame aneinanderzureihen. Die Sterne ihres Kleides vermehrten sich: "Es ist, sagten die Kinder, wie ein Ameisenhaufen, sie ist fast mit Gold übersät". Eine der Schulschwestern stimmte das Magnificat an. Sie hatte noch nicht den ersten Vers beendet, als die vier Kinder ausriefen: "Da geschieht wieder etwas! Da ist ein Strich wie ein M, wie ein großes M in unsern Büchern. Eine große weiße Schreibtafel, ungefähr anderthalb Meter breit, erschien unter den Füßen der Dame und unter dem blauen Kreis. Es schien den Kindern, als zeichnete eine unsichtbare Hand langsam goldene Buchstaben auf diesen glänzend weißen Grund.

Das Magnificat war einige Minuten unterbrochen. Indes war der erste Buchstabe gebildet: "Es ist ein M", sagten die Kinder. Dann: "Da beginnt wieder ein anderer Buchstabe; es ist ein A". Ihre Blicke verließen die Stelle nicht mehr, wo sie diese Wunder sahen, und jedes wollte zuerst den schönen goldenen Buchstaben nennen. Sie buchstabierten noch ein I und ein S.

Dieses Wort MAIS (aber) blieb fast zehn Minuten allein. In diesem Augenblick kam ein Bewohner des Dorfes, mit Namen Bolin. Erstaunt über diesen Zusammenlauf der Leute und über den Gesang, sagte er ihnen: "Ihr könnt nun beten, die Preußen sind in Laval". Diese Nachricht hätte die ganze Bevölkerung in Bestürzung bringen sollen. Sie machte aber gar keinen Eindruck auf die Menge. "Wenn sie auch am Eingange des Dorfes wären, sagte eine Frau, so hätten wir dennoch keine Angst"

Bolin ging auch in die Scheune; man erzählte ihm, was die Kider sahen; da war auch er bewegt wie die andern und betete mit ihnen. Man setzte nun den Gesang des Magnificats fort. Zum Ende desselben lasen die Kinder in goldenen Buchstaben die etwa 25 Zentimeter hoch waren:

ABER BETET DOCH MEINE KINDER

Die Kinder buchstabierten hundertmal diese Worte, alle stimmten miteinander überein.

Die Umstehenden waren tief bewegt. Die Ungläubigen wagten nicht mehr zu lachen, und die meisten weinten. Die schöne Frau lächelte noch immer. Es war ungefähr halb acht Uhr. Da öffnete man das große Tor der Scheune, in welche etwa 60 Personen wegen der Kälte eingetreten waren. An den Eingang stellte man Stühle, auf welche die Kinder sich setzten. Sie sprangen oft auf, um ihre Freude und Bewunderung zu bezeugen.

"Jetzt muß man, sagte der Pfarrer, die Litanei der Mutter Gottes singen und sie bitten, daß sie ihren Willen zu erkennen gebe". Bei der ersten Bitte der Litanei riefen die Kinder: "Jetzt geschieht wieder etwas! Es sind Buchstaben; es ist ein D; und sie nannten nacheinander und wetteifernd die Buchstaben folgender Wörter, die fertig waren, als man mit der Litanei fertig war:

Die Seher von Pontmain

Gott wird euch in kurzer Zeit erhören

Diese Worte waren auf derselben Linie, wie die ersten, von gleicher Größe und in goldenen Buchstaben; nach dm Worte TEMPS (Zeit) war ein Punkt, ebenfalls in Gold und so groß wie ein Buchstabe. Die Kinder verglichen ihn mit der Sonne.

Man kann sich die Freude der Leute vorstellen, als sie dies erbarmungsvolle Versprechen erhielten: "Gott wird euch in kurzer Zeit erhören!" Man hörte Freudenausrufe inmitten von Schluchzen und Weinen. Die Dame betrachtete immer die Kinder und lächelte. "Da lachte sie wieder!" riefen sie und lachten selbst vor Freude. Man sang alsdann das INVIOLATA. Gleich kündigten die Kinder an, es erschienen neue Buchstaben auf der Tafel, aber auf einer zweiten Linie. Im Augenblick als man sang: O MATER ALMA CHRISTI (o süße vielgeliebte Mutter Christi!) hatten die Kinder die Worte buchstabiert:

Mein Sohn

Eine unbeschreibliche Bewegung durchzitterte die Menge. "Es ist wirklich die Mutter Gottes", sagten die Kinder. "Sie ist es", wiederholte die Menge. Während dem Ende des Inviolata und während dem SALVE REGINA, das darnach gesungen wurde, schrieb die geheimnisvolle Hand neue Buchstaben. Die Kinder lasen:

Mein Sohn läßt sich

Schwester Vitaline, die bei den Kindern saß, sagte: "Das hat ja keinen Sinn". Dann sagten die Kinder: "Aber liebe Schwester, wartet doch, es ist noch nicht zuende. Da sind noch andere Buchstaben:

Mein Sohn läßt sich rühren

Ein großer goldener Ring zog sich unter diese zweite Zeile.

Der Gesang war zu Ende, die bewegte Menge betete. Die Stille war bloß unterbrochen durch die Stimme der Kinder, die jeden Augenblick die ganze Inschrift lasen, so wie sie jetzt folgt, und wie sie dieselbe mehrere Male den Zuschauern beschrieben und selbst niedergeschrieben hatten:

Aber betet doch meine Kinder, Gott wird euch in kurzer Zeit erhören. Mein Sohn läßt sich rühren

"Singt noch ein Lied zur Mutter Gottes", sagte der würdige Priester und eine der Schwestern sang:
Mutter der Hoffnung, deren Name so süß, beschütze unser Frankreich; bitte, bitte für uns.

Da erhob die Mutter Gottes ihre Hände, die sie bis dahin nach unten ausgestreckt hatte, in die Höhe der Schultern, bewegte langsam die Finger, als begleite sie den Gesang, und betrachtete die Kinder mit unbeschreiblich freundlichem Lächeln. "Da lacht sie wieder", riefen die Kinder, sprangen freudig auf, klatschten in die Hände und riefen wieder: "O wie schön ist sie, wie schön ist sie!" Die Umgebung lachte und weinte. Sie glaubte auf dem Angesichte der Kinder den Widerschein des Lächelns zu sehen, das sie so begeisterte. Am Ende des acht Strophen langen Liedes verschwand die Inschrift, nachdem sie ungefähr zehn Minuten bestanden hatte. Es schien den Kindern, als zöge sich ein Bandstreifen darüber.

Man sang alsdann:
Süßer Jesus, endlich ist es Zeit, unsern reumütigen Herzen zu verzeihen, wir werden deine unendliche Güte nie mehr beledigen, osüßer Jesus!

Die Kinder schienen ganz traurig; mit der freudigen Erscheinung schwand ihre Freude. "Jetzt wird sie wieder traurig", sagten sie dann auf einmal: "Jetzt geschieht wieder etwas!" Zu gleicher Zeit sahen sie ein rotes Kreuz, 60 Zentimeter hoch, auf welchem ein Christus gleicher Farbe war. Dieses Kreuz schien ihnen ca. 30 cm von der schönen Frau entfernt. Indem sie ihre Hände, die während des ganzen Liedes ausgestreckt waren, herniederließ, ergriff sie das Kruzifix, hielt es mit beiden Händen ein wenig gegen die Kinder geneigt, als wollte sie es ihnen zeigen. An der Spitze des Kreuzes auf einer langen weißen Schreibtafel war in roten Buchstaben JESUS CHRISTUS geschrieben. Nach jeder Strophe des Liedes wurde das Parce Domine gesungen und die hl. Jungfrua traurig und in sich gekehrt, schien mit der Menge zu beten. Auf einmal stieg ein Stern nach links in die Höhe, durchschnitt den blauen Kreis und zündete die Kerze in der Höhe ihrer Knie an, dann die zweite in der Höhe ihrer Schulter. Der Stern erhob sich über dem Haupte der Mutter Gottes, ging auf die rechte Seite und zündete die beiden andern Kerzen an. Dann stieg er wieder in die Höhe durchschnitt den Kreis und blieb über ihrem Haupte schweben.

Die Leute beteten immer. Schwester Marie Edouard sang die Hymne AVE MARIS STELLA. Während diesem Gesang verschwand das rote Kuruzifix. Die Erscheinung nahm wieder die Stellung der Unbefleckten Empfängnis an; dann erschien auf jeder Schulter ein kleines weißes Kreuz, 20 Zentimeter hoch. Die Kerzen, sagten die Kinder, waren auf die Schultern der Mutter Gottes gepflanzt. Sie lächelte wieder den Kindern zu, die freudig ausriefen: "Sie lacht! Sie lacht!"

Es war jetzt halb neun Uhr. "Meine lieben Freunde, sagte der gute Pfarrer, wir wollen zusammen unser Nachtgebet verrichten". Alle knieten. Während der Gewissenserforschung sagten die Kinder, deren Blicke immer auf die Erscheinung gerichtet blieben, kam ein großer weißer Schleier unter den Füßen der Mutter Gottes hervor und umhüllte sie bis zum Gesicht, das immer noch in göttlicher Schönheit leuchtete. Bald wurde es auch umschleiert, die Krone aber mit dem Stern, der über ihr schwebte, blieb allein sichtbar. Dann verschwand alles mit dem großen blauen Kreise und den vier Kerzen, die bis zum Ende angezündet blieben.

Der Pfarrer, welche hinten in der Scheune war, rief die Kinder: "Seht ihr noch etwas?" -- "Nein, Herr Pfarrer, alles ist verschwunden. Alles ist aus!" Es war eine Viertelstunde vor neun Uhr. Die Menge verzog sich langsam, indem sie sich über das wunderbare Ereignis unterhielt, und kehrte ganz durchdrungen in der feierlichsten Stimmung nach Hause.

Mit Blitzesschnelle verbreitete sich die wunderbare Nachricht. Niemand im Dorfe zweifelte an der Wahrhaftigkeit der ZEugène. "Wir kennen die Kinder, sagte man, sie sind nicht imstande zu lügen".

Jeden Abend kamen lang die Bewohner des Dorfes und der umliegenden Ortschaften zur Kirche. Sie beteten den Rosenkranz, sangen fromme Lieder, jene, die in der Scheune am Tage der Erscheinung gesungen wurde, und waren durchdrungen von einer Andacht, die alle jene ergriff, welche herbeikamen.

 

Fünf Jahre später, in 1876, erscheint die Heilige Mutter wieder, In Pellevoisin diesmal