Die Schwarze Madonna von Einsiedeln
Wallfahrtsort Einsiedeln
In der Einsiedler Engelweihlegende wird berichtet, dass Christus selbst, begleitet von Engeln und Heiligen, am 14. September 948 die ehemalige Zelle von Meinrad von Einsiedeln zu einer Kapelle geweiht habe.
Die Geschichte zeigt, dass seit über 1000 Jahren bis in unsere Zeit Pilger aus nah und fern, „von Bruder Klaus bis Casanova“, gekrönte Häupter wie Kaiserin Zita und Napoleon III., Päpste und ranghohe Politiker, Würdenträger wie Dalai Lama, dazu Goethe, Mendelssohn und Solschenizyn Einsiedeln ihre Reverenz erwiesen. Schon immer kamen Menschen aus allen Volksschichten, Sprachen, Kulturen und Himmelsrichtungen zur Schwarzen Madonna von Einsiedeln.
Einsiedeln ist kein Wallfahrtsort, der auf eine Marienerscheinung zurückgeht. Einsiedeln ist ein Wallfahrtsort der Tradition – einer sehr langen Tradition mit starker klösterlicher Prägung. In Einsiedeln gehen Kloster und Wallfahrt eine einmalige Symbiose ein und machen aus dem Heiligtum der Gottesmutter Maria im Herzen der Schweiz einen „benediktinischen Wallfahrtsort“.
Das Einsiedler Gnadenbild, die stehende Madonna mit dem Kind auf dem linken Arm, kam im Sommer 1466 in die Heilige Kapelle. Der Klosterbrand vom 21. April 1465, der in der Heiligen Kapelle ausgebrochen war, hatte das ältere Madonnenbild zerstört. Ob das Bild als neues Gnadenbild in Auftrag gegeben worden ist oder ob man eine im Kloster vorhandene Statue dafür verwendete, ist ungewiss.
Im Jahr 1815 wird Maria Elisabetha Nägel, eine bürgerliche Jungfrau, im Alter von 36 Jahren am Wallfahrtsort Maria Einsiedeln von ihrer Besessenheit geheilt. Seit anderthalb Jahren leidet die fromme Frau unter furchterregenden Anfällen, gegen die die Mittel der Ärzte wirkungslos bleiben. In Begleitung ihrer Eltern hat sie bereits mehrere Versuche unternommen, durch eine Wallfahrt Linderung zu erfahren.
Doch kam der Zeitpunkt der Reise näher, begann die Unglückliche zu rasen. Um sie nicht weiter zu beunruhigen, wurden sogleich alle geweihten und geheiligten Gegenstände aus ihrem Zimmer entfernt und der Name Jesu vor ihr nicht mehr ausgesprochen. Als die Jungfrau einmal am Heiligen Abendmahl teilnehmen möchte, wird ihr ganzer Körper unruhig, ihr Haupt geschüttelt, die Brust in die Höhe gezogen, und die Stimme bringt Geräusche ähnlich einem Hund hervor. Erst als sie im Oktober 1815 von ihrer Reise nach Einsiedeln zurückkehrt, ist sie geheilt. So beschreibt es das Einsiedler Mirakelattestat und bestätigen es die Zeugen.
Die Gnadenkapelle ist der Mittelpunkt des Wallfahrtsorts Einsiedeln. Menschen aus aller Welt beten hier zur Schwarzen Madonna. Doch ist nicht sie das Zentrum der Heiligen Kapelle, sondern der Altar, an welchem mehrmals täglich die Eucharistie gefeiert wird. Maria zeigt immer von sich weg auf Jesus Christus und führt uns zu ihm. Die Begegnung mit ihm ist das Herz und die Mitte jeder Wallfahrt.
Neben der Mitfeier der Eucharistie sind besonders das Sakrament der Versöhnung und die Eucharistische Anbetung privilegierte Orte der Begegnung mit dem Herrn. Es freut uns, dass wir neu das ganze Jahr hindurch nachmittags von 13.15 – 16.00 Uhr in der Unterkirche das Allerheiligste Sakrament zur stillen Anbetung aussetzen können. Dies haben wir engagierten Gläubigen zu verdanken, welche auch in der Winterzeit in der Unterkirche präsent sind und Anbetung halten.
Mit diesem erweiterten Angebot der Eucharistischen Anbetung hoffen wir, dass sich noch mehr Menschen in Einsiedeln bei Maria und ihrem Sohn Jesus Christus zu Hause fühlen.
Doch wir Mönche des Klosters Einsiedeln, denen das Heiligtum der Gottesmutter Maria anvertraut ist, möchten allen Menschen ein geistliches «Zuhause» bieten, wo sie sich willkommen und wohl fühlen. Zwar ist uns eine feierliche Liturgie in der Tradition der Kirche und unseres Klosters wichtig, doch nehmen wir zunehmend wahr, wie es neben den klassischen Gottesdienstformen auch niederschwellige Angebote braucht. Wir möchten auch der Kirche fernstehenden Menschen mit weniger Glaubenspraxis einen Zugang zu Gott ermöglichen. Aus diesem Grund bieten wir 2020 schlichte Segensandachten mit einem persönlichen Segen bei der Gnadenkapelle an.